Die Geschlechterunterschiede in der Pflegeübernahme bleiben bestehen. Ulrike Ehrlich, Wissenschaftlerin am DZA, forscht seit vielen Jahren zu Pflege durch Angehörige und Vereinbarkeit zwischen Pflege und Beruf. Sie führt aus: „Angehörigenpflege ist überwiegend weiblich. Egal, ob innerhalb oder außerhalb des eigenen Haushalts gepflegt wird, sind es zu 64 Prozent Frauen, die die Hauptpflegeperson stellen. Aus anderen Studien wissen wir, dass Pflege insbesondere für Frauen oft zu Vereinbarkeitskonflikten führt.“
Es besteht also politischer Handlungsbedarf. Das immer wieder diskutierte Familienpflegegeld dürfte allerdings nur ein Baustein in einer zukunftsweisenden Ausgestaltung der Pflegearrangements in Deutschland sein. Nicht nur lässt sich die erforderliche Bezugsdauer, anders als bei der Elternzeit, schwer ermitteln, auch ist eine finanzielle Stabilisierung der Pflegeversicherung erforderlich sowie Angebote, die sich an Pflegende jenseits des Erwerbsalters richten. Nadiya Kelle, Wissenschaftlerin am DZA, sagt: „Pflegende Angehörige tragen die Hauptlast des Pflegesystems. Ihre Rolle erfordert eine stärkere Berücksichtigung in der Ausgestaltung künftiger Pflegepolitik.“
Die Untersuchung unter Verwendung von Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) wurde gemeinsam von Wissenschaftler*innen des Deutschen Zentrums für Altersfragen (DZA) mit Kolleg*innen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) und der Universität Dortmund durchgeführt.
Die detaillierten Ergebnisse sind nachzulesen in: Brandt, M., Ehrlich, U., Geyer, J., Haan, P., & Kelle, N. (2025). Größter Pflegedienst in Deutschland: Millionen Menschen pflegen Angehörige inner- und außerhalb ihres Haushalts [DIW Wochenbericht 37/2025]. Berlin: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung. https://doi.org/10.18723/diw_wb:2025-37-1