Verbesserte Repräsentation von Diversität in Panelstudien: Maßgeschneiderte Rekrutierungsstrategien für türkische Bürger*innen in Deutschland

Die wachsende Zahl von Zuwanderern und ihrer Nachkommen in der deutschen Gesellschaft macht es erforderlich, diese Gruppen adäquat in wissenschaftlichen Surveys und Panelstudien einzubeziehen und abzubilden. Allerdings ist die Teilnahmebereitschaft für Befragungen in der Gruppe der Zugewanderten häufig gering. Es bedarf daher innovativer Ansätze, um die Teilnahmequoten von Migrant*innen und ihrer Nachkommen an Umfragen zu erhöhen und gleichzeitig die Kosten für Befragungen im Rahmen zu halten.

Das Forschungsprojekt wird im Rahmen des Schwerpunktprogramms SPP 2431 „New Data Spaces for the Social Sciences“ der DFG gefördert und in Kooperation mit dem Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) und dem Forschungszentrum des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF-FZ) durchgeführt. Es soll Erkenntnisse darüber gewinnen, wie Menschen mit Migrationshintergrund effektiv für Bevölkerungsumfragen und Panelstudien gewonnen werden können und darauf basierend maßgeschneiderte Befragungskonzepte und Erhebungsdesigns entwickeln. Anhand der Zielgruppe zugewanderter Personen mit türkischer Staatsangehörigkeit – einer der größten Minderheiten in Deutschland und einer für wissenschaftliche Studien besonders schwer erreichbaren Gruppe – werden in einer Kombination aus qualitativen Pretests und quantitativen Feldexperimenten bedarfsgerechte Kommunikations- und Motivationsstrategien entwickelt und erprobt.

 Das Projekt verfolgt drei Hauptziele:

  1. Die Entwicklung maßgeschneiderten Befragungsunterlagen und Kontaktstrategien im Rahmen von qualitativen Pretests (Expert*innen-Interviews, Fokusgruppen, kognitive Interviews), um zielgruppenspezifisch um die Befragten zu werben. Hierzu werden bestehende Erhebungsmaterialien wie bspw. Einladungsschreiben ausgewählten Personen der Zielgruppe vorgelegt und diese um eine Einschätzung dazu gebeten. Auf dieser Basis werden verbesserte, auf die Zielgruppe zugeschnittene Materialien erstellt.
  2. Die Durchführung von Surveyexperimenten im Rahmen einer eigenen Erhebung, um die Wirksamkeit eines solchen maßgeschneiderten Ansatzes bei der Rekrutierung von Befragten aus schwer erreichbaren Bevölkerungsgruppen mittels der neu entwickelten Befragungs- und Kontaktierungsmaterialien experimentell zu evaluieren. Diese Experimente zielen insbesondere auf drei entscheidende Übergänge während des Aufbaus einer Panelstudie ab: den Erstkontakt, die Einholung der Panelbereitschaft und die Ansprache für die zweite Welle. Außerdem wird der Umfragemodus variiert, um den Erfolg der maßgeschneiderten Materialen zwischen persönlichen Interviews, Papierfragebögen und Online-Umfragen vergleichen zu können.
  3. Die Entwicklung und Bereitstellung von Best-Practice-Leitlinien, Unterlagen und Beispielen zur Rekrutierung von Personen mit Migrationshintergrund in neuen und bestehenden (Panel)Studien. Diese werden anderen Forschenden in der wissenschaftlichen Community als Open-Access-Publikationen zur Verfügung gestellt. Um die Best-Practice-Leitlinien mit praktischen Anwendungsbeispielen zu unterfüttern, wird ein Teil der entwickelten Maßnahmen im Rahmen des Deutschen Alterssurvey (DEAS) umgesetzt und unter Praxisbedingungen getestet. So können Erkenntnisse darüber gewonnen werden, inwieweit die neu entwickelten, idealtypischen Rekrutierungsmaßnahmen unter den alltäglichen Gegebenheiten der Durchführung einer allgemeinen, bevölkerungsrepräsentativen Panelstudie funktionieren können.

Laufzeit: Mitte 2024 bis Mitte 2027

Beteiligte Personen und Kontaktdaten

Dr. Michael Weinhardt
Dr. Michael Weinhardt
Principal Investigator
Dr. Mareike Bünning
Dr. Mareike Bünning
Principal Investigator
Dr. Julia Simonson
Dr. Julia Simonson
Assoziiertes Projektmitglied

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