In dem Gespräch diskutierten sie u.a., wie die Altersforschung des DZA dazu beiträgt, Altersstereotype – z.B. das weitverbreitete Bild vom vereinsamten älteren Menschen – zu relativieren. In den Daten des DZA zeigt sich: in allen Altersabschnitten gibt es einsame Menschen, nicht nur im Alter. Und es gibt keine Zunahme der Einsamkeitsraten mit steigendem Alter. Auch in der Studie D80+ mit Menschen im Alter ab 80 Jahren hat sich gezeigt, dass nur ein kleiner Teil der Menschen einsam ist.
Die Diskussion macht deutlich, dass auch die Ergebnisse der neueren Erhebungen zur Corona-Pandemie dazu beitragen, verbreitete Annahmen zur Lebenssituation älterer Menschen in der Pandemie zu hinterfragen und differenzieren. Entgegen der Annahme, dass sich der ganze Stress der Corona-Pandemie in der Einschätzung der eigenen Gesundheit auch bei den Menschen ab 40 niederschlägt, die selbst nicht an Covid erkrankt sind, gab es erstaunlicherweise keine Veränderung in der Gesundheitseinschätzung gegenüber der Vergleichsbefragung im Jahr 2017. Und: in der ersten Phase der Pandemie, im Sommer 2020, haben viele der Studienteilnehmer*innen berichtet, dass sie sich durch Pandemie nicht bedroht fühlen. Auch eine weitere in der Altersforschung verbreitete Vermutung hat sich nicht bestätigt: Nur etwa 5 Prozent der Befragten berichten, dass sie nach Einsetzen der Pandemie aufgrund ihres Alters diskriminiert wurden.
Ganz klare Auswirkungen hatte die Pandemie hingegen auf die Einsamkeitsgefühle. Menschen aller untersuchten Altersgruppen, von Mitte 40 bis an die 90 sind einsamer geworden – durchweg, in den höheren Altersgruppen ähnlich wie in den jüngeren.
Neben Altersstereotypen und Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das Leben älterer Menschen wurden viele weitere interessante Fragestellungen diskutiert:
Wann ist jemand aus der Forschungsperspektive überhaupt alt oder auch sehr alt? Wer darf oder kann bei den Studien vom DZA - dem Deutschen Alterssurvey und dem Hochaltrigkeitssurvey "Hohes Alter in Deutschland (D80+)“ überhaupt mitmachen? Wie sehr beeinflusst die finanzielle Situation der Menschen andere Lebensbereiche, wie Gesundheit, Wohlbefinden, Einstellungen? Lassen sich aus den Studien des DZA auffällige Trends oder Entwicklungen ableiten, mit denen die Forschung gar nicht gerechnet hätte? Werden aus den Untersuchungen Empfehlungen an die Politik entwickelt, sich bestimmten Problemen anzunehmen? Und welche sind das? Gibt es für den demografischen Wandel inzwischen ein ausreichendes Bewusstsein?
Das Gespräch mit Prof. Dr. Clemens Tesch-Römer, dem Leiter des Deutschen Zentrums für Altersfragen, führte Lena Petersen, Wissenschaftsredakteurin beim RBB Inforadio.