Aus diesen Ergebnissen lassen sich mögliche Maßnahmen ableiten, um mehr Menschen zu erreichen: Die existierenden Angebote müssen bekannter gemacht werden, der Kreis Anspruchsberechtigter sollte erweitert werden, und im Hinblick auf die finanziellen Nachteile sollte eine Abkehr vom zinslosen Darlehen im Rahmen der Pflegezeit, der Familienpflegezeit und der Begleitung in der letzten Lebensphase erfolgen und eine Entgeltersatzleistung eingeführt werden. Zudem könnten berufliche Nachteile reduziert werden, indem die Anspruchsdauern den Pflegerealitäten angepasst werden.
Zum meist genannten Grund für die Nichtinanspruchnahme erläutert Dr. Ulrike Ehrlich: „Bei den knapp 62 Prozent, die angeben, die Angebote nicht zu benötigen, stellt sich die Frage, ob tatsächlich keine Unterstützung gewünscht ist oder ob die Maßnahmen die tatsächlichen Bedürfnisse der Pflegenden zu wenig berücksichtigen. Zu vermuten ist, dass die zeitlichen Freiräume, die die Gesetze bieten, durchaus erforderlich sind, um Pflege mit Erwerbstätigkeit vereinbaren zu können. Doch möglicherweise nehmen pflegende Angehörige Arbeitszeitanpassungen nicht im Rahmen des Pflegezeitgesetzes oder des Familienpflegezeitgesetzes vor, sondern z. B. durch innerbetriebliche Aushandlungen. Als nicht nötig werden die Maßnahmen dann vielleicht deshalb eingeschätzt, weil die finanziellen Vorteile gegenüber anderen Regelungen gering sind, denn das Darlehen im Rahmen dieser Gesetze gleicht den Verdienstausfall nur zur Hälfte aus und muss nach der Freistellung zurückgezahlt werden.“
Die detaillierten Ergebnisse sind nachzulesen in: Ehrlich, U., Bünning, M., & Kelle, N. (2024). Doppelbelastung ohne Entlastung? Herausforderungen und gesetzliche Maßnahmen für die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf in einer alternden Gesellschaft [DZA Aktuell 03/2024]. Berlin: Deutsches Zentrum für Altersfragen. https://doi.org/10.60922/a3f4-7758
Der Deutsche Alterssurvey (DEAS) ist eine repräsentative Quer- und Längsschnittbefragung von Personen in der zweiten Lebenshälfte. Im Rahmen der Studie werden seit beinahe drei Jahrzehnten Menschen auf ihrem Weg ins höhere und hohe Alter regelmäßig befragt. Der Deutsche Alterssurvey wird gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ).