Doch damit nicht genug: Im Winter 2020/21 näherte sich die Bewertung der eigenen Paarbeziehung bei Männern wieder stärker dem Vor-Pandemie-Niveau an als bei Frauen. Während 95,0 Prozent der Männer die eigene Partnerschaft wieder positiv betrachteten, kamen nur 90,7 Prozent der Frauen zu einem guten oder sehr guten Partnerschaftsurteil.
Hintergrund könnte eine Tendenz zur Retraditionalisierung der Geschlechterrollen sein, die in Zusammenhang mit der Corona-Pandemie häufig diskutiert wurde. Der gestiegene Bedarf an Care-Arbeit, weil Kitas und Schulen geschlossen wurden und es zeitweise Einschränkungen in der stationären und ambulanten Pflege gab, wurde stärker von Frauen als von Männern erfüllt. Dies dürfte auch zum Auseinanderdriften der wahrgenommenen Partnerschaftsqualität beigetragen haben, das über den ersten Pandemie-Schock hinausgeht.
In Anbetracht dessen, dass zufriedenstellende Partnerschaften eine bedeutsame Quelle für Gesundheit und Wohlbefinden darstellen, zeichnet sich hier weiterhin ein Bedarf an gleichberechtigter Aufgabenverteilung in Paarbeziehungen und Familien ab, die sich auch in Krisenzeiten bewähren muss.
Die detaillierten Ergebnisse sind nachzulesen in: Wünsche, J., Hameister, N., & Huxhold, O. (2023). Partnerschaftsqualität in der Corona-Pandemie: Menschen in der zweiten Lebenshälfte sind in ihren Paarbeziehungen anpassungsfähig [DZA Aktuell 01/2023]. Berlin: Deutsches Zentrum für Altersfragen.
Online: https://www.dza.de/fileadmin/dza/Dokumente/DZA_Aktuell/DZA-Aktuell_01_2023_Partnerschaftsqualitaet_in_der_Corona-Pandemie.pdf
Der Deutsche Alterssurvey (DEAS) ist eine repräsentative Quer- und Längsschnittbefragung von Personen in der zweiten Lebenshälfte. Im Rahmen der Studie werden seit mehr als zwei Jahrzehnten Menschen auf ihrem Weg ins höhere und hohe Alter regelmäßig befragt. Der Deutsche Alterssurvey wird gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ).