Pressemitteilung |

Selbstständigkeit im Rentenalter: finanzielle Motive stehen nicht im Vordergrund

Immer mehr Menschen sind im Rentenalter erwerbstätig – dies betrifft in hohem Ausmaß auch Selbstständige, vor allem im fortgeschrittenen Rentenalter. Mit Daten aus dem Deutschen Alterssurvey aus dem Jahr 2014 gehen Heribert Engstler, Julia Simonson und Claudia Vogel der Frage nach, aus welchen Motiven heraus sie in dieser Lebensphase selbstständig sind.

Und es zeigte sich, dass finanzielle Gründe zwar genannt werden, aber andere Motive wie Freude an der Arbeit, Kontakt zu anderen Menschen und weiterhin eine Aufgabe zu haben, bei der Mehrheit überwiegen.

In der öffentlichen Diskussion wird oft argumentiert, dass Rentnerinnen und Rentner hauptsächlich aus finanziellen Gründen erwerbstätig sind, weil ihre Rentenbezüge nicht reichen, um ihren Lebensstandard zu halten. Auch gibt es Befürchtungen, dass kleinere Selbstständige eine besondere Risikogruppe für eine nicht ausreichende Alterssicherung und daher in höherem Maße darauf angewiesen sind bzw. in Zukunft sein werden, möglichst lange erwerbstätig zu bleiben und etwas hinzu zu verdienen. Die empirische Forschung zu den Gründen und Motiven einer Erwerbstätigkeit von Rentnerinnen und Rentnern konnte bislang keine Bestätigung für eine Dominanz finanzieller Motive finden. Die Motive für eine fortgesetzte Erwerbstätigkeit im Ruhestandsalter sind äußerst vielfältig und nicht-materielle Beweggründe scheinen insgesamt eine wichtigere Rolle für eine Erwerbstätigkeit im Ruhestand zu spielen als materielle Motive. Dies zeigen auch die Befunde aus der Studie zu den Motiven der Erwerbsausübung der älteren Selbstständigen, die bereits eine Altersrente oder Pension beziehen.

Das Team vom Deutschen Zentrum für Altersfragen unterschied Gruppen von Selbstständigen im Ruhestandsalter, je nachdem ob sie ihre selbstständige Tätigkeit fortführten oder neu aufnahmen und in welchem zeitlichen Umfang sie dies jeweils taten, ob in ungefährem Vollzeitumfang oder als eine Teilzeittätigkeit von geringerem Umfang.

Je nach Gruppe waren finanzielle Motive in unterschiedlichem Maß zwar vorhanden, weit häufiger wurden jedoch nicht-materielle Gründe für die Ausübung ihrer Tätigkeit genannt. Freude an der Arbeit, Kontakt zu anderen Menschen und Weiterhin eine Aufgabe zu haben waren über alle Gruppen hinweg die wichtigeren Motive.

Beachtenswert ist: Diejenigen, die ihre Selbstständigkeit mit reduziertem Umfang fortführen, geben etwas häufiger finanzielle Motive für die Erwerbstätigkeit an als Selbstständige, die Vollzeit weiterarbeiten und Personen, die erst nach dem Rentenbeginn eine selbstständige Tätigkeit begonnen haben. Die Teilzeit-Weiterarbeitenden sind auch diejenigen unter den Selbstständigen, die im Vergleich zu den anderen über ein eher durchschnittliches Einkommen verfügen. Dies deutet darauf hin, dass eine als nicht ausreichend empfundene Alterssicherung für einen Teil der Selbstständigen durchaus eine Rolle für die Fortführung ihrer Tätigkeit nach dem Rentenbeginn spielt.

Abhängig beschäftigte Rentnerinnen und Rentner nennen gegenüber Selbstständigen etwas häufiger finanzielle Gründe, allerdings werden auch von ihnen nicht-finanzielle Motive im Schnitt häufiger genannt als finanzielle Motive.

 

Die Studie vollständig und im Detail:
Engstler, H., Simonson, J., & Vogel, C. (2020): Die Vielfalt der selbstständigen Erwerbstätigkeit im Rentenalter zwischen biographischer Kontinuität und Neuanfang – Ergebnisse des Deutschen Alterssurveys (DEAS). In: F. Frerichs und U. Fachinger (Hrsg). Selbstständige Erwerbstätigkeit und Erwerbskarrieren in späteren Lebensphasen.  Wiesbaden, Springer VS. https://doi.org/10.1007/978-3-658-30463-8_12


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