Deutliche Unterschiede je nach sozialer Lage sind sowohl im Vergleich innerhalb der Gruppe der noch Erwerbstätigen, als auch im Vergleich mit den nicht mehr Erwerbstätigen sichtbar.
Wie zu erwarten spielt die Einkommenslage eine Rolle.
- Unter den Erwerbstätigen nahm die Wahrscheinlichkeit von Erwerbsarbeit mit steigendem Haushaltseinkommen ab - im obersten Viertel der Einkommensverteilung lag sie um rund 13 Prozentpunkte niedriger als im schwächsten Viertel.
- Das durchschnittliche Haushaltseinkommen pro Kopf der Erwerbstätigen vor Hinzuverdienst (1480€) war geringer als das der Nichterwerbstätigen (1735 €). Während rund 30 Prozent der weiterhin Erwerbstätigen aus dem untersten Einkommensviertel kamen, waren es nur 16 Prozent der nicht mehr Erwerbstätigen.
- Jeweils 90 Prozent der Befragten aus dem 3. und 4. Viertel der Einkommensverteilung gaben an, aufgrund eines ausreichenden Einkommens nicht mehr erwerbstätig zu sein, im 2. Einkommensviertel waren es 78 Prozent und im niedrigsten Viertel nur 54 Prozent.
- Aus gesundheitlichen Gründen nicht erwerbstätig zu sein gaben 38 Prozent der Personen aus dem obersten Einkommensviertel an, jedoch 65 Prozent aus dem untersten Einkommensviertel, was den bekannten Zusammenhang zwischen sozialem Status und Gesundheitszustand widerspiegelt.
Großen Einfluss neben dem Einkommen hat aber auch der Bildungsstand. Die Wahrscheinlichkeit auf eine Erwerbstätigkeit erhöhte sich mit steigendem Bildungsstatus: Akademiker*innen hatten im Vergleich zu Personen mit dem niedrigsten Bildungsabschluss eine um 12 Prozentpunkte erhöhte Wahrscheinlichkeit im Ruhestand noch beschäftigt zu sein. Rund 38 Prozent der noch Erwerbstätigen hatten einen akademischen Abschluss gegenüber rund 28 Prozent der nicht mehr Erwerbstätigen. Hier spielen wahrscheinlich auch die besseren Beschäftigungsmöglichkeiten und attraktiveren Beschäftigungsoptionen für höher Gebildete eine Rolle.
Zudem wirkte sich eine gute Arbeitsmarktintegration in der Zeit vor dem Ruhestand positiv auf die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Erwerbsbeteiligung aus. Die Wahrscheinlichkeit war bei einer Beschäftigung bis zum Renteneintritt um rund 13 Prozentpunkte erhöht gegenüber Personen, die vor Renteneintritt nicht mehr erwerbstätig waren.
Die meisten der noch erwerbstätigen Befragten im Alter zwischen 65 und 74 Jahren sehen in ihrer Erwerbstätigkeit Möglichkeiten aktiv zu bleiben und am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen: Spaß an der Arbeit, eine sinnvolle Aufgabe haben, soziale Kontakte (jeweils über 90%). Aber auch finanzielle Gründe wurden von 43 Prozent als zusätzliches Motiv genannt, dies überdurchschnittlich oft im unteren Einkommensbereich (als alleiniger Grund nur von rund 2 Prozent). Auch die Gründe nicht mehr erwerbstätig zu sein waren vielfältig: Ihr Haushaltseinkommen sei ausreichend gaben 81 Prozent an, daneben bspw. im Leben genug gearbeitet zu haben (83%), den Gesundheitszustand (54%), einen Mangel an passenden Stellen (22%) …
„Die Motive und die Voraussetzungen für Erwerbsarbeit im Ruhestand sind in verschiedenen sozialen Gruppen unterschiedlich“, sagt Laura Romeu Gordo vom DZA. Und „Obwohl Erwerbsarbeit für einen Teil der Rentner*innen/Pensionär*innen eine Gelegenheit ist, Einkünfte aufzubessern, kann diese Aufstockung des Alterseinkommens keine dauerhafte Option und kein Ersatz für auskömmliche Alterseinkünfte sein“. Die Auswertungen beziehen sich auf die Altersgruppe der 65- bis 74-Jährigen. Im Jahr 2018 waren rund 15 Prozent der 65- bis 69-jährigen und rund 13 Prozent der 70- bis 74- jährigen Rentner*innen/Pensionär*innen erwerbstätig, ab einem Alter von 75 Jahren nur noch 2 Prozent.
Die Studie beruht auf den Daten des IAB-Panels Arbeitsmarkt und Soziale Sicherung (PASS).
Die Studie zum Download (PDF): Romeu Gordo, L., Gundert, S., Engstler, H., Vogel, C., & Simonson, J. (2022): Erwerbsarbeit im Ruhestand hat vielfältige Gründe – nicht nur finanzielle. IAB-Kurzbericht 8/2022
https://doku.iab.de/kurzber/2022/kb2022-08.pdf
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