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Arbeit im Alter – zu Erwerbstätigkeit und freiwilligem Engagement im Ruhestand

Claudia Vogel und Simone Scherger skizzieren die gesellschaftlichen Veränderungen im Verhältnis von Arbeit und Alter und führen in die Thematik des von ihnen herausgegebenen Sammelwerks ein. Im Blickfeld steht der Wandel der Lebensphase Ruhestand. Sie hat sich von der historisch jungen Errungenschaft einer erwerbsarbeitsfreien Zeit nach Beendigung der Erwerbstätigkeit hin zum aktuellen Aktivierungsparadigma entwickelt. Dieses ist durch eine Zunahme an Erwerbsarbeit im institutionell verankerten Ruhestandsalter einerseits und ehrenamtlicher Arbeit, die unbezahlt und außerhalb der Familie stattfindet andererseits, gekennzeichnet.

Vogel, C., & Scherger, S. (2018). Einleitung. Arbeit im Alter – zu Erwerbstätigkeit und freiwilligem Engagement im Ruhestand. In: S. Scherger & C. Vogel. Arbeit im Alter. Zur Bedeutung bezahlter und unbezahlter Tätigkeiten in der Lebensphase Ruhestand. Wiesbaden, Springer VS: 1-25

Ein erweiterter Blick auf Arbeit macht deutlich, dass ältere Menschen in vielfältigen Formen tätig sind, von denen viele produktiv und von hoher gesellschaftlicher und ökonomischer Relevanz sind. Es bestehen zahlreiche Verbindungen zwischen erwerbsförmiger Arbeit (vor und nach dem Ruhestand) und freiwilligem Engagement. Die Inhalte unbezahlter Tätigkeiten und bezahlter Erwerbstätigkeit überschneiden sich vielfach - beide stellen bestimmte Dienstleistungen bereit oder sind in bestimmter Weise produktiv. Die Autorinnen diskutieren zentrale empirische Befunde zu bezahlter Arbeit jenseits der Rentengrenze und freiwilligem Engagement im Rentenalter und ordnen sie in die gesellschaftlichen Debatten ein. 

Zentrale diskutierte Befunde zu Erwerbstätigkeit im Rentenalter:

  • Der Anteil der Männer, die im Alter ab 65 Jahren noch erwerbstätig sind,  ist in Deutschland von 4,2 Prozent im Jahr 1995 auf 9,3 Prozent im Jahr 2016 deutlich gestiegen (Frauen ab 65 Jahren: von 1,6 Prozent auf 4,4 Prozent). Dabei ist im Jahr 2016 unter den 65- bis 69-jährigen Männern mit 19,4 Prozent bereits fast jeder fünfte erwerbstätig gewesen.
  • Der Großteil dieser erwerbstätigen Personen im Rentenalter empfängt eine Altersrente, nur ein sehr kleiner Anteil schiebt den Rentenempfang auf.
  • Die Wahrscheinlichkeit, im Rentenalter noch erwerbstätig zu sein, ist bei Männern, besser Gebildeten und Jüngeren größer als bei den entsprechenden Vergleichsgruppen. Unter den erwerbstätigen Älteren finden sich besonders viele Selbstständige; auch hochqualifizierte berufliche Klassen und einfache Dienstleistungstätigkeiten sind überrepräsentiert.
  • Die meisten Erwerbstätigen im Rentenalter arbeiten in Teilzeit, meist in Minijobs.
  • Zumindest eine Teilgruppe der arbeitenden Älteren würde ohne das zusätzliche Einkommen unter die Armutsgrenze rutschen.
  • Empirische Ergebnisse zu den Motiven von Erwerbstätigkeit jenseits der Rentengrenze verweisen insbesondere auf die Vielfalt der Motive und dabei auch die finanziellen Motive zu arbeiten. Neben der Abwendung von Armut ist der Wunsch nach Lebensstandardsicherung bedeutsam und tatsächlich verbreiteter als die Vermeidung von Armut. Häufiger als alle finanziellen Motive sind (bisher) andere Beweggründe für die Erwerbstätigkeit: Beispielsweise der Spaß und der Sinn, die mit der Arbeit verknüpft sind, die sozialen Kontakte, die soziale Anerkennung oder der Wunsch, fit zu bleiben.
  • Ein zentraler Einflussbereich für die Erwerbstätigkeit im Rentenalter ist die individuelle Erwerbsfähigkeit, insbesondere Gesundheit und Qualifikation. Eine weitere wesentliche Größe sind die Arbeitsmarktchancen, bei denen individuelle Arbeitsfähigkeit und strukturelle Gegebenheiten auf dem Arbeitsmarkt zusammenwirken.

Zentrale diskutierte Befunde zu freiwilligem Engagement im Rentenalter:

  • Der Anteil freiwillig Engagierter an der Bevölkerung ist in den letzten Jahren allgemein gestiegen. Unter den älteren Menschen war dieser Anstieg besonders deutlich ausgeprägt. Von Personen im Alter ab 65 Jahren waren 1999 lediglich 23 Prozent freiwillig engagiert, im Jahr 2014 lag der Anteil bereits bei 34 Prozent.
  • Frauen ab 65 Jahren sind nach wie vor zu geringeren Anteilen freiwillig engagiert als Männer (29,7 Prozent zu 39,6 Prozent). 
  • Menschen mit hoher Bildung engagieren sich anteilig deutlich häufiger freiwillig als Menschen mit niedriger Bildung. Der Unterschied zwischen den Bildungsgruppen zeichnet sich im hohen Alter besonders deutlich ab.
  • Befunde zu den Motiven der Engagierten unterstreichen, dass mehr als vier von fünf Engagierten im Alter von 65 und mehr Jahren durch ihre freiwillige Tätigkeit die Gesellschaft zumindest im Kleinen mitgestalten wollen.

Im Anschluss geben die Autorinnen Vogel und Scherger einen Überblick über die verschiedenen Beiträge des von ihnen herausgegebenen Sammelwerks.

Arbeit im Alter. Zur Bedeutung bezahlter und unbezahlter Tätigkeiten in der Lebensphase Ruhestand


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