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Altersfragen der Zukunft / Future Societal Challenges of Old Age

In diesem Beitrag skizziert Clemens Tesch-Römer die Altersfragen der Zukunft in vier Bereichen (Gutes Leben im Alter, Vielfalt im Alter, Altersbilder und Generationen) als eine Mischung aus neuen und persistenten Herausforderungen und leitet daraus mögliche Forschungsfragen ab.

Tesch-Römer, C. (2023): Altersfragen der Zukunft / Future Societal Challenges of Old Age. DZA Aktuell 02/2023

Kernaussagen:

  • Die demografische und epidemiologische Forschung zeigt, dass die Zunahme der Lebenserwartung in den letzten Jahrzehnten nicht allein auf das Anwachsen „gesunder Lebensjahre“ zurückzuführen ist. Es ist zugleich immer auch die Zahl „kranker Lebensjahre“ angewachsen, Jahre mit Vielfacherkrankungen und Unterstützungsbedarf. Und die Wahrscheinlichkeit, dass wir im Lauf unseres Lebens pflegebedürftig werden ist hoch. Es ist unwahrscheinlich, dass sich dies auch mit bester Gesundheitsförderung vermeiden lässt. Daher müssen Gegenkonzepte her, die ein gutes Leben trotz Alterseinbußen denken lassen. „Autonomie trotz Multimorbidität im Alter“ - dafür kommt es auf Ermöglichungsstrukturen und Unterstützungsangebote an. Ein gutes Leben im Alter liegt nicht allein in den Händen des Individuums – es kommt auch auf den Beitrag von Gemeinschaft und Gesellschaft an, ob eine Person im Alter am Leben Anteil nehmen, am Leben teilhaben kann.
  • Das Alter ist bunt: Frauen und Männer, heterosexuelle und queere Menschen, Menschen auf dem Land und in der Stadt, Menschen in Ost und West, Menschen mit unterschiedlichen Werten, Menschen mit und ohne Einwanderungsgeschichte. Aber hinter der Vielfalt des Alters steht häufig soziale Ungleichheit – die Ungleichheit von Wissen und Bildung, von Einkommen und Vermögen, von Prestige und Macht. Und diese Ungleichheit hat Folgen für ein gutes Leben im Alter. Es zeigt sich aber, dass die gerontologische Forschung stärker in der Konstatierung von Ungleichheiten ist als in der Prüfung des Erfolgs von Maßnahmen gegen soziale Ungleichheit - die Wirkung von Sozialpolitik könnte noch stärker von der Alternsforschung in den Blick genommen werden.
  • Negative Altersbilder und insbesondere Altersdiskriminierung, die Benachteiligung von Menschen aufgrund ihres Alters, hinterlassen Spuren, bspw. im Wohlbefinden, Gesundheit und Lebenserwartung. Nicht allein sozio-ökonomische Rahmenbedingungen beeinflussen Lebensläufe, sondern auch die sozialen Tatsachen der Vorstellungen über das Älterwerden. Da es schwierig zu sein scheint, Altersbilder auf individueller Ebene zu verändern, ist es eine wichtige Altersfrage, zu überprüfen, ob dies über gesellschaftliche Maßnahmen gelingen könnte, etwa über Anti-Diskriminierungsregelungen. Solche Regelungen zielten auf das gesellschaftliche Klima, mit der Hoffnung auf größere Altersfreundlichkeit in einer Gesellschaft.
  • Das Bild der Familiengenerationen – Kinder, Eltern, Großeltern – deutet die im Verlauf der Zeit wechselnden Abschnitte und Entwicklungsaufgaben unseres Lebens an. Unsere Lebenszeit bildet den Rahmen unserer individuellen Entwicklung. Und diese Lebenszeit ist eingebettet in die historische Zeit, die den Hintergrund der sich ablösenden gesellschaftlichen Generationen und des sozialen Wandels darstellt. Dies erfordert die Untersuchung der in einander verschachtelten individuellen Entwicklung mit dem sozialen Wandel. In empirischen Analysen mit dem Deutschen Alterssurvey kann das Thema Generationen mit einem Blick zurück und einem Blick nach vorn diskutiert werden. Was in der jetzigen Situation notwendig ist, ist die Anerkennung von Interessengegensätzen, Ambivalenzen und Konflikten zwischen den Generationen, und zugleich der Blick auf die große Vielfalt und Ungleichheit innerhalb der Generationen sowie ein streitbarer, offener Dialog.


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