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Freiwilliges Engagement im Zeitvergleich

Die Daten des Freiwilligensurveys ermöglichen es, die Entwicklung des freiwilligen Engagements seit 1999, also über einen Zeitraum von nunmehr zwanzig Jahren nachzuzeichnen. Dabei haben sich die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und deren Wandel in diesem Zeitraum auf das freiwillige Engagement sowie auf dessen Ausgestaltung ausgewirkt.

Simonson, J., Kelle, N., Kausmann, C., & Tesch-Römer, C. (2021): Freiwilliges Engagement im Zeitvergleich. In: In: Simonson, J., Kelle, N., Kausmann, C., & Tesch-Römer, C. (Hrsg.) Freiwilliges Engagement in Deutschland – Der Deutsche Freiwilligensurvey 2019, S. 51-61, Berlin: Deutsches Zentrum für Altersfragen

Kernaussagen:

  • Der Anteil freiwillig engagierter Menschen ist in den letzten zwanzig Jahren gestiegen. Im Jahr 2019 üben 39,7 Prozent der Personen ab 14 Jahren in Deutschland eine freiwillige Tätigkeit aus. Im Jahr 1999 waren es noch 30,9 Prozent. Die absolute Zahl der Menschen, die sich freiwillig engagieren, ist über die letzten zwanzig Jahre hinweg gestiegen. Im Jahr 2019 engagieren sich hochgerechnet 28,8 Millionen Menschen in Deutschland freiwillig. Im Jahr 1999 waren es noch 21,6 Millionen.
  • Während bei der Engagementquote zwischen 1999 und 2014 ein Anstieg beobachtet werden kann, ist die Quote zwischen 2014 und 2019 stabil geblieben. Im Zeitverlauf sieht man ähnlich hohe Quoten in den Jahren 1999, 2004 und 2009 (30,9 Prozent, 32,7 Prozent und 31,9 Prozent) sowie zwei ähnlich hohe Quoten in den Jahren 2014 und 2019 (40,0 Prozent und 39,7 Prozent).
  • Der Anstieg der Engagementquote steht in Verbindung zu den gesellschaftlichen Veränderungen der letzten zwanzig Jahre; er wird aber auch von methodischen Entscheidungen beeinflusst. Gesellschaftliche Trends wie die Bildungsexpansion, die gestiegene Erwerbsbeteiligung von Frauen, die verbesserte Gesundheit Älterer und die zunehmende öffentliche Thematisierung von Engagement können sich steigernd auf die Engagementbeteiligung ausgewirkt haben. Gleichzeitig hat die im Jahr 2014 vorgenommene Anpassung bei der Engagementerfassung im Freiwilligensurvey wahrscheinlich zu dem starken Anstieg der Engagementquote zwischen 2009 und 2014 beigetragen. Das Vorgehen bei der Prüfung von Engagementangaben in den Jahren 1999 bis 2009 hat dagegen einen vermutlich bereits im ersten Jahrzehnt des Freiwilligensurvey vorhandenen Anstieg der Engagementquote verdeckt.
  • Erstmals werden die Daten des Freiwilligensurveys durchgängig auch nach Bildung gewichtet. Dies ist notwendig, da Menschen mit höherer Bildung in Befragungsstudien häufig stärker vertreten sind, als es ihrem Anteil in der Bevölkerung entspricht, und gleichzeitig auch zu größeren Anteilen freiwillig engagiert sind als Menschen mit niedriger oder mittlerer Bildung. Die ausgewiesenen Engagementquoten mit der Gewichtung inklusive Bildung repräsentieren die Verhältnisse in der Gesamtbevölkerung angemessener als bisher. Sie fallen für alle Wellen geringer aus als bislang berichtet; die Differenz beträgt jeweils drei bis vier Prozentpunkte. Der Trend des Anstiegs der Engagementquote über die letzten zwanzig Jahre ändert sich durch die Hinzunahme der Bildung als Gewichtungsfaktor nicht wesentlich.


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