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Enkelbetreuung während der Corona-Pandemie. DZA Aktuell 07/2021

Bevor Impfungen gegen Covid-19 für Risikogruppen in breitem Umfang angeboten und wahrgenommen werden konnten, standen insbesondere ältere Menschen im Fokus des Infektionsschutzes. Aufgrund des höheren Risikos eines schweren Krankheitsverlaufs wurde z. B. von Kontakten zwischen Enkelkindern und Großeltern abgeraten. Gleichzeitig benötigten Familien aufgrund geschlossener Schulen und Kitas besonders viel Unterstützung. In diesem DZA Aktuell wird, beruhend auf einer Befragung des Deutschen Alterssurveys im Winter 2020/21, wie sich der Anteil der Großeltern, die ihre Enkelkinder betreuen sowie der zeitliche Umfang der Betreuung während der Pandemie verändert haben.

Bünning, M., Ehrlich, U., Behaghel, F., & Huxhold, O. (2021). Enkelbetreuung während der Corona-Pandemie. DZA Aktuell 07/2021

Kernaussagen

  • Der Umfang der Enkelbetreuung bleibt weitgehend stabil. Im Jahr 2017 haben 39 Prozent der Großeltern ihre Enkelkinder regelmäßig betreut. Im Winter 2020/21 waren es 34 Prozent. Der augenscheinliche Rückgang in der Betreuungsquote ist allerdings nicht statistisch signifikant. Auch der zeitliche Betreuungsumfang, den Großeltern für ihre Enkelkinder leisten, ist während der Pandemie stabil geblieben.
  • Großeltern, die sich in der Übergangsphase zum Ruhestand befinden, betreuen ihre Enkelkinder in der Corona-Krise seltener als noch 2017. Großeltern in der Altersgruppe 60 bis 69 Jahre kümmerten sich während der Pandemie (37 Prozent) deutlich seltener um ihre Enkelkinder als noch 2017 (47 Prozent). Bei älteren Großeltern im Alter von 70 bis 90 Jahren sowie jüngeren Großeltern im Alter von 45 bis 59 Jahren zeigten sich hingegen keine signifikanten Veränderungen.
  • Großmütter und Großväter kümmern sich in der Pandemie zu ähnlichen Anteilen um ihre Enkelkinder. Betreuten 2017 noch deutlich mehr Frauen (43 Prozent) als Männer (35 Prozent) ihre Enkelkinder, so hat sich der Geschlechterunterschied in der Corona-Pandemie verringert (Frauen: 36 Prozent; Männer: 31 Prozent) und ist statistisch nicht mehr bedeutsam.
  • Gesundheitliche Risikofaktoren gehen kaum mit verringerter Enkelbetreuung einher. Bei fünf von sechs untersuchten Risikofaktoren für einen schweren COVID-19-Verlauf (Bluthochdruck, Herzschwäche, Krebs, chronische Lungenerkrankungen und Diabetes) zeigte sich, dass betroffene Großeltern ihre Enkelkinder 2020/21 zu ähnlichen Anteilen betreuten wie 2017. Nur Großeltern mit starkem Übergewicht betreuten ihre Enkelkinder während der Pandemie mit 33 Prozent deutlich seltener als noch 2017 (42 Prozent).
  • Weiter entfernt lebende Großeltern kümmern sich in der Pandemie seltener um ihre Enkelkinder als vorher. Ob die Enkelkinder in der Nähe wohnen ist insgesamt der wichtigste Faktor für Enkelbetreuung. Die Betreuungsquote von Großeltern, die im selben Ort wie ihre Enkelkinder leben, hat sich in der Pandemie kaum verändert (2017: 57 Prozent; 2020/21: 54 Prozent). Großeltern, die von ihren Enkelkindern weiter entfernt leben, engagieren sich während der Pandemie 2020/21 (21 Prozent) seltener in der Betreuung als noch 2017 (28 Prozent).
  • Der wirtschaftliche Wert der Enkelbetreuung beläuft sich auf 16 bis 18 Mrd. Euro oder rund 0,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Rechnet man den Umfang der Enkelbetreuung 2020/21 in Stunden pro Jahr auf die Gesamtbevölkerung hoch, ergibt sich ein Volumen von etwa 1,75 bis 1,95 Mrd. Stunden. Erhielten Großeltern hierfür den Mindestlohn, entspräche dies einem Wert von 16 bis 18 Mrd. Euro oder 0,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts 2020.


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