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Einstellungen gegenüber gesellschaftlichen Institutionen und der Demokratie

In der politischen und öffentlichen Diskussion wird vielfach davon ausgegangen, dass gesellschaftliche Teilhabe zu mehr Zusammenhalt in der Gesellschaft führe und präventiv gegen die Verbreitung extremistischer Einstellungen wirke. Damit kann angenommen werden, dass freiwilliges Engagement ein wichtiges Element sozialer Teilhabe sowie Ausdruck einer starken Zivilgesellschaft und einer stabilen Demokratie ist. Die gesellschaftliche Teilhabe der Menschen durch freiwilliges Engagement und unterschiedliche Formen der politischen Partizipation ist aber nur dann eine Ressource für demokratische Prozesse, wenn sie auf demokratischen Prinzipien beruht und demokratische Ziele verfolgt. Im Deutschen Freiwilligensurvey werden 2019 erstmals sowohl das Vertrauen in Institutionen als auch Einstellungen zur Demokratie erhoben.

Karnick, N., Simonson, J., & Tesch-Römer, C. (2021): Einstellungen gegenüber gesellschaftlichen Institutionen und der Demokratie. In: Simonson, J., Kelle, N., Kausmann, C., & Tesch-Römer, C. (Hrsg.) Freiwilliges Engagement in Deutschland – Der Deutsche Freiwilligensurvey 2019, S. 252-274, Berlin: Deutsches Zentrum für Altersfragen

Kernaussagen:

  • Die Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland vertraut wichtigen gesellschaftlichen Institutionen, wobei es deutliche Unterschiede zwischen den Institutionen gibt. Besonders hoch ist das Vertrauen in Polizei (90,1 Prozent) und Justiz (78,5 Prozent). Deutlich niedriger ist das Vertrauen in Bundestag (59,6 Prozent), Bundesregierung (58,6 Prozent) und Europäisches Parlament (55,7 Prozent). Den politischen Parteien vertraut nur ein vergleichsweise geringer Anteil (36,4 Prozent).
  • Bei jüngeren Menschen und Personen mit hoher Bildung ist das Institutionenvertrauen höher als bei älteren Menschen und Menschen mit niedriger Bildung. In der Altersgruppe der 50- bis 64-Jährigen sind die Anteile von Personen, die der Bundesregierung, dem Bundestag, dem Europäischen Parlament oder den Parteien vertrauen, am geringsten. Ähnlich ist es bei Personen mit niedriger Bildung: Hier vertraut weniger als die Hälfte der Bevölkerung den genannten Institutionen. Unterschiede zwischen Frauen und Männern sind nur gering.
  • Bei freiwillig Engagierten ist der Anteil von Personen, die den Institutionen vertrauen, höher als bei Nicht-Engagierten. Mit einer Differenz von 8,8 Prozentpunkten ist der Unterschied beim Vertrauen in die Justiz am größten. Die geringsten Unterschiede zwischen Engagierten und Nicht-Engagierten sind mit einer Differenz von jeweils 3,5 Prozentpunkten beim Vertrauen in Polizei und Parteien zu finden.
  • Eine positive Einstellung zur Demokratie als Regierungsform äußern neun von zehn Personen. Zufrieden mit dem Funktionieren der Demokratie in Deutschland sind etwas mehr als zwei Drittel der Menschen. Die Kombination beider Abfragen ergibt, dass der Großteil der Menschen die Demokratie als gute Regierungsform bewertet und gleichzeitig mit dem Funktionieren der Demokratie in Deutschland zufrieden ist (66,4 Prozent).
  • Bei jüngeren Personen ist eine positive Einstellung zur Demokratie anteilig häufiger als bei älteren Menschen. Personen ab 50 Jahren geben anteilig deutlich häufiger als Personen zwischen 14 und 49 Jahren an, die Demokratie für keine gute Regierungsform zu halten und mit dem Funktionieren der Demokratie nicht zufrieden zu sein.
  • Personen, die aktuell die Schule besuchen, bewerten die Demokratie anteilig am häufigsten als gute Regierungsform und sind mit dem Funktionieren in Deutschland zufrieden. Personen mit hoher Bildung und Personen mit mittlerer Bildung geben dies anteilig etwas seltener an. Bei Personen mit niedriger Bildung ist hier der geringste Anteil festzustellen.
  • Bei freiwillig Engagierten ist der Anteil der Personen, die die Demokratie als gute Regierungsform bewerten, höher als bei Nicht-Engagierten. Auch die Zufriedenheit mit der Demokratie ist bei freiwillig Engagierten höher als bei Nicht-Engagierten. Unter den Engagierten geben 71,0 Prozent an, die Demokratie als gute Regierungsform zu bewerten und mit dem Funktionieren der Demokratie in Deutschland zufrieden zu sein. Unter den Nicht-Engagierten beträgt dieser Anteil 63,3 Prozent.


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