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Bewertung des Wohnumfeldes in der zweiten Lebenshälfte

Das Leben in der eigenen Wohnung und im vertrauten Wohnumfeld erhöht die Lebensqualität im hohen Alter und bei gesundheitlichen Einschränkungen. Voraussetzung dafür ist ein altersgerechtes Wohnumfeld und Versorgungssicherheit, das heißt das Zusammenspiel von Wohnen, Nahversorgung, medizinischer Versorgung, sozialen Kontakten und Begegnungsmöglichkeiten. Wie bewerten Ältere ihr Wohnumfeld?

Nowossadeck, S., & Mahne, K. (2017): Bewertung des Wohnumfeldes in der zweiten Lebenshälfte. In: Mahne K., Wolff J., Simonson J., Tesch-Römer C. (eds): Altern im Wandel. Springer VS, Wiesbaden

Dieser Frage geht der Beitrag von Sonja Nowossadeck und Katharina Mahne mit Daten des Deutschen Alterssurvey nach. Die wesentlichen Befunde sind:

  • Für die meisten 40- bis 85-Jährigen ist die Infrastruktur im Wohnumfeld im Jahr 2014 ausreichend: Mehr als drei Viertel der 40- bis 85-Jährigen (76,3 Prozent) finden im Jahr 2014 die Einkaufsmöglichkeiten im Wohnumfeld ausreichend, vier Fünftel (80,3 Prozent) haben genügend Ärzte und Apotheken im Wohnumfeld und 72,8 Prozent bezeichnen ihre Wohngegend als gut an den Nahverkehr angeschlossen.
  • Ostdeutschland hat bei der Bewertung der Infrastruktur im Wohnumfeld zwischen 2008 und 2014 aufgeholt: Während der Unterschied zwischen West- (80,1 Prozent) und Ostdeutschland (67,4 Prozent) in der Bewertung der Einkaufsmöglichkeiten im Jahr 2008 noch bei fast 13 Prozentpunkten lag, sind beide Landesteile im Jahr 2014 gleichauf. Den ÖPNV bewerten Personen in Ostdeutschland im Jahr 2014 sogar positiver. Menschen in den neuen Bundesländern bewerten die Versorgung mit Ärzten und Apotheken aber nach wie vor negativer als in den alten Bundesländern.
  • Großstädter fühlen sich im Wohnumfeld im Jahr 2014 besonders gut versorgt: Großstädter finden im Jahr 2014 zu 87,1 Prozent die Einkaufsmöglichkeiten, zu 86,9 Prozent die Versorgung mit Ärzten und Apotheken und sogar zu 94,3 Prozent die Anbindung an den ÖPNV ausreichend. Die Unterschiede zu Menschen in dünn besiedelten ländlichen Kreisen sind gravierend: Bei den Einkaufsmöglichkeiten sind es fast 17 Prozentpunkte weniger, bei der Versorgung mit Ärzten und Apotheken etwa zwölf Prozentpunkte und bei der ÖPNV-Anbindung sogar mehr als 39 Prozentpunkte.
  • Das Unsicherheitsempfinden im öffentlichen Raum hat sich zwischen 2008 und 2014 vor allem bei Älteren und Frauen verringert: Bei den 55- bis 69-Jährigen ging die empfundene Unsicherheit zwischen 2008 und 2014 von 23,3 auf 19,4 Prozent zurück, bei den 70- bis 85-Jährigen sogar von 41,2 auf 35,4 Prozent. Ein knappes Drittel der Frauen berichtet im Jahr 2014 von Unsicherheitsempfinden – das sind 4,2 Prozentpunkte weniger als noch 2008.
  • Begegnungsstätten und Mehrgenerationenhäuser sind 2014 die am häufigsten bekannten seniorenspezifischen Angebote im Wohnort: Im Jahr 2014 kennen die meisten 40- bis 85-Jährigen (71,8 Prozent) eine Begegnungsstätte oder ein Mehrgenerationenhaus in ihrem Wohnort. Kenntnis und Nutzung sind jedoch altersspezifisch: Drei Viertel (74,9 Prozent) der 70- bis 85-Jährigen kennen ein solches Angebot und etwa ein Fünftel davon (21,3 Prozent) nutzt es auch. Bei den 40- bis 54-Jähri-gen kennen 70,7 Prozent ein solches Angebot, aber nur 2,8 Prozent davon nutzen es.

Die Ergebnisse detailliert in der Open Access Publikation

 


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