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Auslaufmodell ‚traditionelle Ehe‘? Wandel der Lebensformen und der Arbeitsteilung von Paaren in der zweiten Lebenshälfte

Eine wesentliche soziale Änderung betrifft die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung zwischen Mann und Frau in Bezug auf die Beteiligung am Erwerbsleben und die Übernahme von Hausarbeit und Sorgetätigkeiten in der Familie. Dieser Entwicklung gehen Heribert Engstler und Daniela Klaus mit Daten des Deutschen Alterssurveys nach.

Engstler, H., & Klaus, D. (2017): Auslaufmodell ‚traditionelle Ehe‘? Wandel der Lebensformen und der Arbeitsteilung von Paaren in der zweiten Lebenshälfte. In: Mahne, K., Wolff, J. K., Simonson, J., & Tesch-Römer, C. (Hrsg.). : Altern im Wandel. Zwei Jahrzehnte Deutscher Alterssurvey (DEAS). Wiesbaden: Springer VS.

Die Lebensformen der Bevölkerung unterliegen seit einigen Jahrzehnten Veränderungen, die zu einer wachsenden Vielfalt der Formen des Zusammenlebens der Geschlechter und Generationen geführt haben. Es verändern sich jedoch nicht nur die Formen des Zusammenlebens, sondern auch die Organisation des Alltags von Paaren.

Die zentralen Befunde:

  •  Der Anteil der Menschen, die in der Lebensform der Ehe ins Alter kommen, ist gesunken: Während von den 40- bis 54-Jährigen im Jahr 1996 noch 82,6 Prozent verheiratet zusammenlebend waren, sind es im Jahr 2014 nur 67,4 Prozent. Bei den unter 70-Jährigen hat zudem der Anteil der unverheiratet oder in zweiter Ehe Zusammenlebenden und der Menschen ohne Paarbeziehung zugenommen. Die über 70-Jährigen sind dank der steigenden Lebenserwartung häufiger verheiratet und seltener verwitwet als 1996. Unter den Ältesten (70 bis 85 Jahre) lag der Anteil Verwitweter im Jahr 1996 bei 39,1 Prozent, im Jahr 2014 bei nur noch 24,0 Prozent.
  • Die Erwerbsarrangements der Paare mittleren Alters (Frau 40 bis 65 Jahre alt) haben sich verändert: Der Anteil der ‚Hausfrauenehen‘ (nur Mann erwerbstätig) ist zwischen 1996 und 2014 von 25,7 auf 15,4 Prozent gesunken. Zugenommen haben im gleichen Zeitraum Arrangements, bei denen auch die Frau erwerbstätig ist – im Westen allerdings häufig nur teilzeitbeschäftigt, im Osten überwiegend in Vollzeit. Bei rentennahen Altersgruppen sind häufiger Konstellationen anzutreffen, bei denen der Mann schon im Ruhestand ist, während die Frau noch arbeitet.
  • Trotz gestiegener Erwerbsbeteiligung tragen Frauen weiterhin die Hauptverantwortung für die Hausarbeit: Ähnlich häufig wie schon im Jahr 2008 erledigen auch im Jahr 2014 bei 61,1 Prozent der Paare überwiegend die Frauen die Routienetätigkeiten im Haushalt. Je umfangreicher jedoch ihre Erwerbsbeteiligung ist, desto seltener übernehmen sie allein die Hausarbeit.
  • Männer sind sehr, Frauen wenig zufrieden mit einer vorwiegend weiblichen Zuständigkeit für die Hausarbeit: Im Jahr 2014 sind 60,3 Prozent der Männer, aber nur 27,9 Prozent der Frauen mit einer solchen Zuständigkeitsverteilung sehr zufrieden. Wenn sich Mann und Frau die Hausarbeit egalitär teilen, sind beide Geschlechter in hohem Maße zufrieden damit: 59,8 Prozent der Männer und 64,1 Prozent der Frauen.

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