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Ältere Menschen im ersten Jahr der COVID-19-Pandemie: Gesundheitsrelevante Befunde aus dem Deutschen Alterssurvey (DEAS)

Der Artikel führt Befunde des Deutschen Alterssurveys (DEAS) zur gesundheitlichen Lage von Menschen in der zweiten Lebenshälfte im ersten Pandemiejahr zusammen. Anhand der Befunde zur wahrgenommenen Bedrohung durch die Corona-Pandemie, der erlebten Altersdiskriminierung, der Veränderungen der körperlichen Aktivität, dem Einsamkeitsempfinden und der subjektiven Gesundheit wird der Frage nachgegangen, ob Ältere im späten Erwachsenenalter im Vergleich zu Menschen im mittleren Erwachsenenalter in den Anfängen der COVID-19-Pandemie tatsächlich so vulnerabel waren wie vielfach befürchtet.

Wünsche, J., Spuling, S.M., Nowossadeck, S., & Stuth, S. (2023): Ältere Menschen im ersten Jahr der COVID-19-Pandemie: Gesundheitsrelevante Befunde aus dem Deutschen Alterssurvey (DEAS). Bundesgesundheitsblatt.  doi.org/10.1007/s00103-023-03656-w

Kernaussagen:

  • Insgesamt waren die Unterschiede im Bedrohungsempfinden durch die Corona-Pandemie zwischen den Altersgruppen klein. Ein aufgrund der Zugehörigkeit zur Risikogruppe erhöhtes Bedrohungsempfinden bei den älteren Menschen war nicht ableitbar.
  • Trotz der vielfach ungünstigen Darstellung älterer Menschen als schutzbedürftige vulnerable Personengruppe und der damit transportierten negativen Altersstereotypen ergaben sich keine statistisch bedeutsamen Zusammenhänge zwischen Alter und Diskriminierungserfahrungen.
  • Hinsichtlich der sportlichen Aktivität  haben ältere Menschen im Vergleich zu Menschen mittleren Alters keine betonten Verschlechterungen gezeigt. 76- bis 90-Jährige (Altersgruppe mit dem geringsten Anteil regelmäßig sportlich Aktiver) berichteten im Vergleich zu den jüngeren Altersgruppen die wenigsten Veränderungen, sie waren am häufigsten im gleichen Umfang sportlich aktiv und hatten am seltensten ihre Aktivität erhöht oder reduziert. Spazierengehen - als in der Corona-Pandemie eine der wenigen erlaubten Formen des Beisammenseins im öffentlichen Raum - ist bei Menschen in der zweiten Lebenshälfte eher häufiger als seltener geworden.  Altersdifferenziert zeigt sich, dass Personen aus der ältesten Altersgruppe das Spazierengehen am häufigsten reduziert und nur selten ausgeweitet haben.
  • Die Einsamkeitsrate bei Menschen in der zweiten Lebenshälfte nach Beginn der Corona-Pandemie war deutlich erhöht. Es bestanden keine statistisch bedeutsamen Unterschiede im Einsamkeitszuwachs zwischen den Altersgruppen. Die Daten zeigen, dass die Corona-Pandemie in ihren Anfängen tatsächlich das soziale Wohlbefinden erheblich beeinträchtigt hat, jedoch betrifft diese ungünstige Pandemiefolge nicht allein die Ältesten in der Bevölkerung.
  • Bei der Altersgruppe der 70- bis 90-Jährigen wurde einen Abwärtstrend der subjektiven Gesundheit zwischen 2017 und dem Winter 2020/2021 festgestellt. Der Rückgang an subjektiver Gesundheit bei den Ältesten ist allerdings nicht eindeutig auf die Corona-Pandemie zurückführbar und sollte eher als Verschlechterungstrend eingeordnet werden, der mit dem individuellen Älterwerden einhergegangen ist. Bei den unter 70-Jährigen deutet sich hingegen ein günstiger Effekt der Corona-Pandemie auf die subjektive Gesundheit an. Die Befunde geben keinen Grund zur Annahme, dass sich die  Gesundheitseinschätzungen der Ältesten in besonderem Maße unter den Herausforderungen der Corona-Pandemie verschlechtert haben.

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